Dnes je nede¾a, 4. mája 2025. Meniny má Florián
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Životopis a tvorba najvýznamnejšieho nemeckého dramatika 20. storoèia.
Písal divadelné hry, poéziu, prózu. Poèas vojny musel utiec do USA.
V rámci mojej maturity z nemeckéch jazyka som sa zaoberal podrobne Brechtom. Bol to vskutku zaujímavý èlovek a jeho mnohostranná tvorba ma oslovila.
Pripájam aj zopár jeho zaujímavých básní.
01/1998
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Bertholt Brecht - Básne
Das Auto
Ford hat ein Auto gebaut
Das fährt ein wenig laut
Es ist nicht wasserdicht
Und fährt auch manchmal nicht.
Morgens und abends zu lesen
Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Daß er mich braucht.
Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
Fürchte von jedem Regentropfen
Daß er mich erschlagen könnte.
1937
Sonett Nr. 19
Nur eines möcht ich nicht: daß du mich fliehst.
Ich will dich hören, selbst wenn du nur klagst.
Denn wenn du taub wärst, braucht ich, was du sagst
Und wenn du stumm wärst, braucht ich, was du siehst
Und wenn du blind wärst, möcht ich dich doch sehn.
Du bist mir beigesellt als meine Wacht:
Der lange Weg ist noch nicht halb verbracht
Bedenk das Dunkel, in dem wir noch stehn!
So gilt kein "Laß mich, denn ich bin verwundet!"
So gilt kein "Irgendwo" und nur ein "Hier"
Der Dienst wird nicht gestrichen, nur gestundet.
Du weißt es: wer gebraucht wird, ist nicht frei.
Ich aber brauche dich, wie's immer sei
Ich sage ich und könnt auch sagen wir.
1939
Bericht vom Zeck
1
Durch unsere Kinderträume
In dem milchweißen Bett
Spukte um Apfelbäume
Der Kerl in Violett.
2
Liegend vor ihm im Staube
Sah man: da saß er. Träg.
Und streichelte seine Taube
Und sonnte sich am Weg.
3
Er schätzt die kleinste Gabe
Sauft Blut als wie ein Zeck.
Und daß man nur ihn habe
Nimmt er sonst alles weg.
4
Und gabst du für ihn deine
Und Anderer Freude her;
Und liegst dann arm am Steine
Dann kennt er dich nicht mehr.
5
Er spuckt die gern zum Spaße
Ins Antlitz rein und guckt
Daß er dich ja gleich fasse
Wenn deine Wimper zuckt.
6
Am Abend steht er spähend
An deinem Fenster dort
Und merkt sich jedes Lächeln
Und geht beleidigt fort.
7
Und hast du eine Freude
Und lachst du noch so leis -
Er hat eine kleine Orgel
Drauf spielt er Trauerweis'.
8
Er taucht in Himmelsbläue
Wenn einer ihn verlacht
Und hat doch auch die Haie
Nach seinem Bild gemacht.
9
An keinem sitzt er lieber
Als einst am Totenbett.
Er spukt durchs letzte Fieber
Der Kerl in Violett.
(Hauspostille)
Vom Schwimmen in Seen und Flüssen
1
Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der großen Bäume sausen
Muß man in Flüssen liegen oder Teichen
Wie die Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt
Wiegt ihn der kleine Wind vergessen
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.
2
Der Himmel bietet Mittags große Stille.
Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen.
Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen
Weiß man: ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.
Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint.
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen
Fühl ich, daß Sonne überm Tümpel scheint.
3
Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so, daß alle Glieder beißen
Muß man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
in blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen.
Am besten ist's, man hält's bis Abend aus
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefräßig über Fluß und Sträuchern
Und all Dinge sind, wie's ihnen frommt.
4
Natürlich muß man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muß nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu den Schottermassen.
Man soll den Himmel anschaun und so tun
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.
(Hauspostille)
Der anachronistische Zug
oder Freiheit und Democracy
Frühling wurd's in deutschem Land.
Über Asch und Trümmerwand
Flog ein erstes Birkengrün
Probweis, delikat und kühn.
Als von Süden, aus den Tälern
Herbewegte sich von Wählern
pomphaft ein zerlumpter Zug
Der zwei alte Tafeln trug.
Mürbe war das Holz von Stichen
Und die Inschrift sehr verblichen
Und es war so etwas wie
Freiheit und Democracy.
Von den Krichen kam Geläute.
Kriegerwitwen, Fliegerbräute
Waise, Zittrer, Hinkebein -
Offnen Mauls stand's am Rain.
Und der Blinde frug den Tauben
Was vorbeizog in den Staauben
Hinter einem Aufruf wie
Freiheit und Democracy.
Vornweg schritt ein Sattelkopf
Und er sang aus vollem Kropf:
"Allons, enfants, god save the king
Und den Dollar, kling, kling, kling."
Dann in Kutten Schritten zwei
Trugen 'ne Monstranz vorbei.
Wurd die Kutte hochgerafft
Sah hervor ein Stiefelschaft.
Doch dem Kreuz dort auf dem Laken
Fehlen heute ein paar Haken
Da man mit den Zeiten lebt
Sind die Haken überklebt.
Drunter schritt dafür ein Pater
Abgesandt vom Heiligen Vater
Welcher tief beunruhigt
Wie man weiß, nach Osten blickt.
Dicht darauf die Nichtvergesser
Die für ihre langen Messer
Stampfend in geschloßnen Reihn
Laut nach einer Freinacht schrein.
Ihre Gönner dann, die schnellen
Grauen Herrn von den Kartellen:
Für die Rüstungsindustrie
Freiheit und Democracy!
Einem impotenten Hahne
Gleichend, stolzt ein Pangermane
Pochend auf das freie Wort.
Es heißt Mord.
Gleichen Tritts marschiern die Lehrer
Machtverehrer, Gehirnverheerer
Für das Recht, die deutsche Jugend
Zu erziehn zur Schlächtertugend.
Folgen die Herrn Mediziner
Menschverächter, Nazidiener
Fordernd, daß man ihnen buche
Kommunisten für Versuche.
Drei Gelehrte, ernst und hager
Planer der Vergasungslager
Fordern auch für die Chemie
Freiheit und Democracy.
Folgen, denn es braucht der Staat sie
Alle die entnazten Nazi
Die als Filzlaus in den Ritzen
Aller hohen Ämter sitzen.
Dort die Stürmerredakteure
Sind besorgt, daß man sie höre
Und jetzt etwa vergesse
Auf die Freiheit unsrer Presse.
Einige unsrer besten Bürger
Einst geschätzt als Judenwürger
Jetzt geknebelt, seht ihr schreiten
Für das Recht der Minderheiten.
Früherer Parlamentarier
In den Hitlerzeiten Arier
Bietet sich als Anwalt an:
Schafft dem Tüchtigen freie Bahn!
Und das schwarze Marketier
Sagt, befragt: Ich marschier
Auf Gedeih (und auf Verberb)
Für den freien Wettbewerb.
Und der Richter dort: zur Hetz
Schwenkt er frech ein alt Gesetz.
Mit ihm von der Hitlerei
Spricht es sich und alle frei.
Künstler, Musiker, Dichterfürsten
Schrei'nd nach Lorbeer und nach Würsten
All die Guten, die geschwind
Nun es nicht gewesen sind.
Peitschen klatschen auf das Pflaster:
Die SS macht es für Zaster
Aber Freiheit braucht auch sie
Freiheit und Democracy.
Und die Hitlerfrauenschaft
Kommt, die Röcke hochgerafft
Fischend mit gebräunter Wade
Nach des Erbfeinds Schokolade.
Spitzel, Kraft-durch-Freude-Weiber
Winterhelfer, Zeitungsschreiber
Steuer-Spenden-Zins-Eintreiber
Deutsches-Erbland-Einverleiber
Blut und Dreck in Wahlverwandtschaft
Zog das durch die deutsche Landschaft
Rülpste, kotzte, stang und schrie:
Freiheit und Democracy!
Und kam, berstend vor Gestank
Endlich an die Isarbank
Zu der Hauptstadt der Bewegung
Stadt der deutschen Grabsteinlegung.
Informiert von den Gazetten
Hungernd zwischen den Skeletten
Seiner Häuser stand herum
Das verstörte Bürdertum.
Und als der mephitische Zug
Durch den Schutt die Tafeln trug
Treten aus dem brauen Haus
Schweigend sechs Gestalten aus
Und es kommt der Zug zum Halten.
Neigen sich die sechs Gestalten
Und gesellen sich dem Zug
Der die alten Tafeln trug.
Und sie fahrn in sechs Karossen
Alle sechs Parteigenossen
Durch den Schutt, und alles schrie:
Freiheit und Democracy!
Knochenhand am Peitschenknauf
Fährt die Unterdrückung auf.
In 'nem Panzerkarr'n fährt sie
Dem Geschenk der Industrie.
Groß begrüßt, in rostigem Tank
Fährt der Aussatz. Er scheint krank.
Schämig zupft er sich im Winde
Hoch zum Kinn die braune Binde.
Hinter ihm fährt der Betrug
Schwenkend einen großen Krug
Freibier. Müßt nur, draus zu saufen
Eure Kinder ihm verkaufen.
Alt wie das Gebirge, doch
Unternehmend immer noch
Fährt die Dummheit mit im Zug
Läßt kein Auge vom Betrug.
Hängend überm Wagenbord
Mit dem Arm, fährt vor der Mord.
Wohlig räckelt sich das Vieh
Singt: Sweet dreams of liberty.
Zittrig noch gestrigen Schock
Fährt der Raub dann auf im Rock
Eines Junkers Feldmarschall
Auf dem Schoß einen Erdball.
Aber alle die sechs Großen
Eingeseßnen, Gnadelosen
Alle nun verlangen sie
Freiheit und Democracy.
Holpernd hinter den sechs Plagen
Fährt ein riesen Totenwagen
Drinnen liegt, man sieht's nicht recht:
's ist ein unbekant Geschlecht.
Und ein Wind aus den Ruinen
Singt die Totenmesse ihnen
Die dereinst gesessen hatten
Hier in Häusern. Große Ratten
Schlüpfen aus gestürzten Gassen
Folgend diesem Zug in Massen
Hoch die Freiheit, piepsen sie
Freiheit und Democracy!
Bertolt Brecht, 1947